Zwei Mal feiern hält besser

Glosse

Basler Zeitung– 22. September 2009

Michael Heim

Vor drei Jahren feierte die Brauerei Feldschlösschen den 150. Geburtstag einer ihrer Marken. «Warteck – Rheinkultur seit 1856», verkündet die Aargauer Brauerei seither in der Werbung und auf den Etiketten und Bierdeckeln von «Warteck». Auf der Website des Biers erklärt sie, 1856 sei an der heutigen Ecke Clarastrasse und Riehenring «eine kleine Brauerei mit Hauswirtschaft erstellt und in Betrieb genommen» worden.

«Alles gar nicht wahr», sagt nun einer, der vier Jahre lang in den Archiven der regionalen Brauereien gestöbert hat. Mario Nanni, Basler Beizer und Archivar des Wirteverbands, hat ein Buch über die vielen verblichenen und wenigen noch bestehenden Brauereien geschrieben und vertritt die These, die Brauerei Warteck sei erst 1862 gegründet worden. Feldschlösschen müsse daher seine Werbung anpassen.

Bier aus Riehen. Nanni zitiert Dokumente, wonach der spätere Warteck-Gründer Niklaus Emanuel Merian-Seeber zwar 1856 ein Lokal gekauft habe, dies jedoch an der Greifengasse. Auch sei dort kein Bier gebraut worden, sagt Nanni. Die Beiz habe ein in Riehen produziertes Bier eines Bruders von Merian ausgeschenkt. «Das Haus an der Greifengasse besass noch nicht einmal Feuerrecht», moniert Nanni.

Erst 1860 habe Merian das Haus am Riehenring (damals noch «Bahnhofstrasse») gekauft und mit dem Umbau begonnen. Am 16. März 1862 sei das Restaurant mit eigener Brauerei dann unter dem Namen «Warteck» eröffnet worden. Dies belegen offenbar alte Anzeigen aus Zeitungen.

Auch Feldschlösschen-Sprecher Markus Werner kennt die Geschichte, seit Nanni ihm sein Buch überreicht hat. Er wolle sich noch nicht dazu äussern, sagt Werner zur BaZ. Er müsse der Geschichte erst nachgehen. Eine positive Nebenwirkung habe die Verwechslung jedoch, findet Werner. «Sollte das mit dem Datum stimmen, könnten wir in drei Jahren unser 150-Jahre-Jubiläum wiederholen.»

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