Basler Zeitung– 07. April 2010
Die Basler Brauerei Unser Bier kann dank der neuen Brauanlage im Gundeli aufs Zukaufen von Bier aus Schaffhausen verzichten.
Die Platzprobleme sind beseitigt. Mit dem neuen Werkareal auf dem Gundeldingerfeld kann Unser Bier die Kapazitäten deutlich steigern. Und endlich selber Bier abfüllen.
Es wird gebraut auf dem Gundeldingerfeld, ganz hinten in der Halle 1. Besuchern der Brauerei Unser Bierweht ein süsser Duft entgegen. Zwar liegt noch an allen Ecken Ware herum, zwar hat die Abfüllanlage erst einen Testlauf hinter sich und auch die Bewilligung für die Braustube fehlt noch. Doch Unser-Bier-Initiator Istvan Akos und Geschäftsführer Luzius Bosshard scheinen zufrieden. Vier Jahre ist es her, seit die BaZ erstmals meldete, die Brauerei suche ein neues Domizil. Nun hat sie es.
Auf 1200 Quadratmetern hat sie sich in der früheren Industriehalle der Maschinenfabrik Burckhardt eingenistet. Vermieterin ist die Anlagestiftung Abendrot, die personell mit der Brauerei verschränkt ist. So sitzt Akos im Stiftungsrat der Pensionskasse und Unser-Bier-Präsident Hans-Ulrich Stauffer ist deren Geschäftsführer.
Umsatzrückgang. Die Unser Bier AG wurde 1998 von Bierfreunden als zweite Basler Brauerei neben der Fischerstube gegründet. Inzwischen ist sie stark gewachsen. Im vergangenen Jahr habe sie zwischen 4000 und 4500 Hektoliter Bier verkauft, sagt Akos.
Genauere Angaben zum Geschäftsjahr 2009 macht Akos noch nicht. Nur so viel: Der Umsatz liege voraussichtlich unter dem Vorjahreswert. Damals profitierten die Brauer unter anderem vom Durst während der Fussball-Europameisterschaft. Auch resultiere für 2009 wie schon im Vorjahr ein Verlust. 2008 betrug das Defizit bei 1,8 Millionen Franken Umsatz 39 000 Franken. Auch für 2010 rechnet Akos mit einem negativen Ergebnis.
Vorerst aber soll gefeiert werden. Am Samstag lädt Unser Bier am neuen Ort zum «Tag der offenen Tür». Der Neubau des Betriebs, der bis im Januar bei Getränkehändler Urs Ullrich – ebenfalls Verwaltungsrat der Brauerei – untergebracht war, habe gut fünf Millionen Franken gekostet, sagt Akos. Finanziert wurde er zum einen über eine Aktienkapitalerhöhung, welche die Zahl der Aktionäre von 4400 auf 6450 ansteigen liess. Nebst Eigenkapital hat Unser Bier zudem Geld über Bank- und Aktionärsdarlehen aufgenommen.
Mehr selber brauen. Mit der neuen Brauanlage ist ein altes Problem gelöst: Schon seit Jahren war die Kleinbrauerei, die mit dem Slogan «Bier von hier statt Bier von dort» wirbt, nicht mehr fähig, die Nachfrage mittels eigener Produktion zu decken. Ein Teil des Biers liess sie bei einem Ostschweizer Betrieb brauen, der auch ihr Flaschenbier abgefüllt hat. Zuletzt habe dieser Anteil 40 Prozent betragen, sagt Akos. Dank zusätzlicher Gär- und Lagertanks könne nun die Produktion jedoch gesteigert werden, versichert er. Der neue Standort sei mit zusätzlichen Tanks auf bis zu 8000 Hektoliter erweiterbar. Fast noch wichtiger: Wegen der neuen, eigenen Abfüllanlage können die Basler erstmals auch Bier selber in Flaschen abfüllen. Wie viel Geld dadurch gespart werden kann, wollte Geschäftsführer Bosshard gestern jedoch nicht sagen.
Inzwischen wurden die ersten Braugänge an der Dornacherstrasse durchgeführt. Auf dem Tisch in der Braustube stehen Flaschen mit der Seriennummer 1. Für den Verkauf sind sie nicht bestimmt, sie haben auch einen Makel. Wohl noch etwas ungeübt mit der neuen Abfüllanlage, haben die Brauer falsche Etiketten aufgeklebt. Doch bis am Samstag dürfte auch dieses kleine Problem gelöst sein.