off topic: Diese Beitrag hat nichts mit Bier zu tun. Darf man aber trotzdem lesen.
Seit Tagen beschäftigt das Thema viele in der Region Basel: Wegen des grassierenden Coronavirus (Covid-19) haben sowohl die Schweiz als auch Deutschland strenge Grenzkontrollen eingeführt und Grenzübergänge geschlossen. Fünf Übergänge zwischen Basel-Stadt und dem Zollkreis Lörrach sind noch offen, alle anderen sind geschlossen. Doch lässt sich so eine Grenze wirklich schliessen? Eher nicht, wie ein kleiner Rundgang zeigt.
An den Grenzübergängen Basel/Friedlingen und Basel/Otterbach das zu erwartende Bild. Die Grenze ist offen, Beamte kontrollieren die Passanten. Während bei Friedlingen, wo sich normalerweise die Einkaufstouristen stauen, die Schlange um 17 Uhr kaum bemerkbar ist, staut sich am Otterbach der Verkehr schon eher.
Hinter der Grenze Otterbach beginnen die “Langen Erlen”, so etwas wie der Central Park des Kantons Basel-Stadt. Lauschige Spazierwege, Velowege – und jede Menge Grüne Grenze. Schon vor Schengen konnte man hier die Grenze überschreiten, ohne je einem Zöller zu begegnen (ich wurde da in meinem ganzen Leben nie kontrolliert.) Wie also würden diese Wege abgesichert sein? Zuletzt kursierten ja auch Fotos von zugesperrten Velowegen.
Nicht hier.
Wer will, kommt hier bestens noch über die Grenze, und das wird auch häufig genutzt, wie das Bild zeigt. Grenzgänger, die mit dem Velo unterwegs sind, nutzen diesen Weg, um den Kontrollen auszuweichen. Spaziergänger nehmen ihre üblichen Routen.
Nicht nur Hindernisse fehlen, auch Infotafeln, die den Grenzübertritt verbieten fehlen. Kommt die Sperrung im Hinterland? Ich verzichte auf die Exkursion. Noch.
Etwas weiter in Richtung Riehen, ein weiterer Übergang mit klarer Grenzmarkierung, aber ohne Absperrung. Auch dieser Weg wird von vielen Passanten genutzt. Ob man dahinter auf weitere Hindernisse stösst? Zumindest nicht auf den ersten paar hundert Metern, wie sich zeigt. Schon bald sehe ich die typischen Strassenschilder Deutschlands. Freie Fahrt nach Weil.
Bei Riehen dann mal wieder ein Strassenzoll, und dieser ist gesperrt. Richtig gesperrt. Hier wähnt man sich an der ehemaligen deutsch-deutschen Zonengrenze (oder fast; man verzeihe den etwas brachialen Vergleich). Mehrere Stoppschilder signalisieren die Absperrung, auch physisch kommt keiner durch. Grenzzäune bis an die Häuser heran.
Kurz vor der Barrikade stehen ein paar Jugendliche und machen Selfies vor dem Zahn. Ihre grösste Sorge? Wie kommen sie wieder auf die andere Seite. Die Zaungäste sind offensichtlich Deutsche. 🙂
Gleich nebenan zweigt die Strasse zum Schlipf ab. Der Schlipf ist das Weinbaugebiet dieser Gegend, und obwohl der Tüllinger Hügel als ganzes mehrheitlich zu Deutschland gehört, gibt es hier ein kleines Schweizer Anbaugebiet. Mit Wegen. Und Grenzübergängen. Hier ist von einer Sperrung wieder gar nichts zu sehen – und das, obwohl die Reste der alten Grenzschranke sogar noch vorhanden sind. Der Weg nach Lörrach wäre frei.
Es geht wieder runter nach Riehen zum Grenzübergang nach Lörrach. Hier, am Fluss Wiese, verläuft einer der beliebtesten Velowege ins Wiesental. Früher musste man noch um die Grenzschranke kurven, an einem kleinen Grenzwärterhäuschen vorbei. Doch seit Jahren ist von der Grenze nichts mehr zu sehen. Oder war. Denn jetzt ist alles zu.
Doch auch diese Sperrung ist eher symbolisch. Zwischen dem Grenzübergang und der Wiese verläuft die Zollfreistrasse. Wer ein paar Meter zurück geht und unter der Strasse ans Flussufer hinabsteigt, hat die Grenzschliessung bereits umschritten. Rechts zu, links offen, ist auch hier das Credo. Offenbar gilt ein Grenzübergang nur als solcher, wenn kein Gras drauf wächst.
Und so geht es weiter. Strasse zu, Landweg offen. Landweg zu, Wiese offen. Vermutlich werden die Grenzwächter noch die eine oder andere Lücke schliessen. Doch dicht machen, lässt sich dieser Grenzverlauf, der oft durch den Wald geht oder über Landwirtschaftsflächen, nicht wirklich.
Und das ist dann irgendwie wieder beruhigend.