Martin Wartmann braut im Thurgau bereits seit 2015 erfolgreich Belgische Starkbiere. Nun sucht er jemanden, der ihm bei weiteren Ausbau hilft.
Handelszeitung online vom 15.7.2020 (Kurzversion in der Printausgabe vom 16.7.2020)
Mehrfach schon hat Martin Wartmann bewiesen, dass er etwas von Bier versteht – und weiss, wie er es vermarkten muss. Mit dem Ittinger Klosterbier machte er den Schweizern einst das Amberbier schmackhaft und scheute sich dabei nicht vor einer Zusammenarbeit mit dem Weltkonzern Heineken. Erst nur in deren Brauerei in Chur gebraut, gehört die die Biermarke heute ganz den Niederländern.
Nun wird ein weiteres Baby von Wartmann erwachsen: Die im Kloster Fischingen (TG) angesiedelte Pilgrim-Brauerei. Sechs Jahre nach dem Start sucht Wartmann einen Partner für die Zukunft. «Wir nähern uns der Umsatzmillion und dem Break-even», sagt er. «Nun wird es Zeit für einen weiteren Schritt.»
Pilgrim gehört zu zwei Dritteln ihm. Er wolle auch weiterhin beteiligt sein, suche aber jemanden, der den Wert der Marke erkenne, ihre Eigenständigkeit erhalte und eigenes Know-how einbringen könne, sagt Wartmann. Ob das nun eine Brauerei, ein Unternehmen aus dem Lebensmittelbereich oder ein Vertriebs-Spezialist sei, sei hingegen sekundär.Belgische Starkbiere
Wie damals beim Ittinger setzte Wartmann auch mit Pilgrim auf einen zuvor wenig verbreiteten Bierstil. In der Klosterbrauerei entstehen vor allem Starkbiere belgischen Stils, die teilweise in Holzfässern aufwendig ausgebaut werden. Wie in Belgien teilweise mit Kandiszucker verstärkt, erreichen diese locker zweistellige Alkohol-Anteile.
Daneben produziert die Brauerei auch süffigere Biere, die teilweise an alte Rezepte angelehnt werden. So etwa das 2017 am Meininger Craft Beer Award mit einer Goldmedaille ausgezeichnete Waldbier, das unter anderem mit Tannenschösslingen und Eisenkraut gebraut wurde. Für Wartmann ein Bier aus der Zeit, als noch mit Kräutern und ohne Hopfen gebraut wurde.
Wartmann bleibt pragmatisch, wie damals schon beim Ittinger. «So ein Bier könnte auch auswärts bei einer grösseren Brauerei gebraut werden.» Hauptsache sei, die Marke bleibe in Fischingen.
«Ich bin jetzt 73 und hatte grosse Freude daran, das aufzubauen. Aber es war immer schon das Ziel, dass ich mich nach ein paar Jahren wieder zurückziehe», sagt Wartmann. Mit Filiz Silajdzic stösst demnächst eine für ihre Ambitionen bekannte Brauerin zum Team. Für die fachliche Zukunft ist somit schon mal gesorgt.