Schweiz am Sonntag / MLZ– 06. Juli 2014
In Deutschland gehen die Wogen hoch, nachdem der Zürcher Lebensmittelinspektor gegen deutsches Bier vorgegangen ist, das mit «Pilsner» oder «Pils» bezeichnet in Schweizer Läden stand. Der Anbieter Drinks of the World hat etwa bei Bieren der Marke Jever von Hand diese Wörter übermalt.
Die «Jever»-Brauerei Radeberger will sich nicht dazu äussern. Hinter den Kulissen brodelt es. Und so hat sich nun der deutsche Brauerbund eingeschaltet. Sprecher Marc-Oliver Huhnholz sagt, der Verband suche den Kontakt zum Zürcher Lebensmittelinspektorat. Zudem habe man sich mit dem Schweizer Schwesterverband kurzgeschlossen. Die Biersorte «Pils» macht 55 Prozent der deutschen Bierproduktion aus.
Hinter dem Verbot steht ein Staatsvertrag aus dem Jahr 1973, der noch mit der damaligen Tschechoslowakei gemacht wurde. Er schützt «Pilsner» als Herkunftsbezeichnung der Stadt Pilsen, während dies mittlerweile europaweit als Sortenbezeichnung gilt. So kann deutsches «Pils» zwar ins tschechische Pilsen exportiert werden, nicht aber in die Schweiz. Der Vertrag gelte auch mit Tschechien und der Slowakei, teilt das Institut für geistiges Eigentum mit.
Im Detailhandel hat es das deutsche «Pilsner» schwer. Coop und Denner führen kein Bier mehr mit dieser Bezeichnung im Sortiment, wenn auch Denner die Bezeichnung teilweise in der Werbung verwendet. Globus hatte bis anhin das besagte «Jever» im Angebot. Man habe die Regelung nicht gekannt, sagt Sprecher Jürg Welti. Nun fliegt es auch da aus dem Regal. «Wir haben vorsorglich die entsprechenden Biere gesperrt.»
Einige deutsche Brauereien kennen die Bestimmung. Sie drucken für die Schweiz eigene Etiketten, auf denen «Premium» statt «Pilsner» steht, wie Coop-Sprecher Ramón Gander erklärt. Für deutsche Brauereien ist die Schweiz ein wichtiger Markt. Seit 2008 haben sie ihre Exporte auf 625 000 Hektoliter verdoppelt. Jedes siebte Bier in der Schweiz stammt aus Deutschland. Michael Heim
«Pilsner»/«Pils»
Gemäss Staatsvertrag von 1973 darf in der Schweiz kein Bier als «Pils» oder «Pilsner» verkauft werden, das nicht aus Tschechien stammt, wo die namengebende Stadt Pilsen liegt.